Corvus cornix,corone Linnaeus, 1758
Nebelkrähe
Corvidae, Rabenvögel | Aves-Vögel
Beschreibung
Die farblich deutlich verschiedenen Raben- und Nebelkrähen (Aaskrähen) wurden 1758 von Carl von Linné als jeweils eigenständige Arten erstbeschrieben: Die Rabenkrähe als Corvus corone, die Nebelkrähe als Corvus cornix. Der Artstatus ist stark diskutiert, da beide untereinander fortpflanzungsfähig sind und Mischlingsformen als Nachkommen produzieren, was seit dem frühen 19. Jahrhundert bekannt ist. Entsprechend schwankte die taxonomische Behandlung beider Formen über die Jahrzehnte und Werke hinweg: Teils wurden sie als C. corone corone und C. corone cornix als Unterarten der Art C. corone gefasst, teils wurde die Nebelkrähe von der Rabenkrähe als Corvus cornix abgetrennt.
Die geringe Breite und die Stabilität der Hybridzone (die sich unter anderem längs durch Deutschland zieht) wurde als ein Zeichen für mangelnde Fertilität der dort produzierten Mischlingsformen interpretiert. Untersuchungen der Morphologie, der Lautäußerungen und des Verhaltens konnten auch keine Klärung bringen, weil sie zwar stellenweise Unterschiede feststellen konnten, diese aber über unterschiedliche Regionen hinweg nicht konsistent und häufig sogar widersprüchlich waren. Erste DNA-Analysen zu der Thematik wurden ab 2000 durchgeführt. Sie konnten allesamt keine genetische Trennung zwischen Nebel- und Rabenkrähenmorphen feststellen. Stattdessen zeichneten sie eine deutliche Trennung zwischen Vögeln aus der westlichen und östlichen Paläarktis nach. Wodurch die stabilen Mischungszonen zwischen beiden Arten zustande kommen beziehungsweise aufrechterhalten werden, ist nicht restlos geklärt. Die unterschiedliche Färbung von Raben- und Nebelkrähen wird durch unterschiedlich starke Expression einiger weniger Gene hervorgerufen, die im Genom die Melaninproduktion steuern. Obgleich es ansonsten keine bekannten signifikanten genetischen Unterschiede zwischen beiden Arten gibt, kommt es damit zu einem merklichen Farbunterschied. Ein genetischer Austausch findet jedoch weiterhin über die Hybridzonen statt. Dabei werden alle Gene außer den in der Melaninproduktion involvierten weitergegeben. Für die Stabilität der Hybridzonen sorge wahrscheinlich assortative Paarung, bei der die Morphe der Eltern bevorzugt werde.
Offene und halboffene Landschaftsformen kennzeichnen die bevorzugten Lebensräume von Aaskrähen. Die Vögel sind auf Bäume, hohe Sträucher oder vergleichbare anthropogene Strukturen als Schlaf- und Nistplätze sowie Sitzwarten angewiesen. Aaskrähen sind Allesfresser und ernähren sich sehr vielseitig. Die Hauptnahrungsquellen der Art sind Getreidesamen und Wirbellose, hinzu kommen kleine Wirbeltiere, Vogeleier, Aas und Abfälle. Die Zusammensetzung des Nahrungsspektrums variiert stark nach Angebot, Lebensraum und Jahreszeit.
Außerhalb der Brutzeit leben Aaskrähen vergesellschaftet in kleineren Schwärmen, die sich wiederum besonders in der Abenddämmerung zu größeren Schwärmen vereinen, sofern sie ihre gemeinsamen Schlafbäume anfliegen. Zur Brutzeit finden sich adulte Krähen zu Brutpaaren zusammen, die sich von den Schwärmen distanzieren und auf ihr Brutrevier beschränken. Die Brutzeit der Art beginnt abhängig von regionalem Klima, Nahrungsangebot und Erfahrung der Brutpartner zwischen Ende Februar und Ende Mai. Das Nest wird meist hoch in Bäumen, aber auch hoch auf Masten oder in Gebäude- und Felsnischen gebaut. Wichtig sind dabei vor allem Deckung und in Siedlungen die Nähe zu Häusern. Es besteht aus einer massiven, vierschichtigen Konstruktion, deren äußerste Lage aus dicken Zweigen besteht und nach innen hin mit immer feineren Materialien bis hin zu Wolle, Federn, Pflanzenfasern oder Stoff ausgekleidet wird.
Aaskrähen sind für ihr intelligentes Verhalten bekannt. Ihr schlaues Verhalten wird durch eine überproportionale Enzephalisierung des Gehirns ermöglicht. Dies ermöglicht Krähen unter anderem Anzahlen bis 30 zu unterscheiden, wobei ihre Diskriminierfähigkeit mit ansteigender Menge abfällt. Des Weiteren können Aaskrähen abstrakte Regeln befolgen und Menschen- und Krähengesichter unterscheiden. Das Arbeitsgedächtnis von Aaskrähen hat eine Kapazität von 4 und ist somit vergleichbar mit dem von Rhesusaffen. Aaskrähen erreichen die höchste Stufe der Objektpermanenz, wobei die verschiedenen Stufen erst im Laufe der Entwicklung erreicht werden. Wie auch Raben zeigen Aaskrähen den „A-nicht-B-Suchfehler“.
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Synonyme
Corvus corone cornix