Corvus corax Linnaeus, 1758

Kolkrabe

Corvidae, Rabenvögel | Aves-Vögel




Beschreibung

 Das riesige Verbreitungsgebiet der Art umfasst weite Teile der Holarktis. Durch menschliche Verfolgung waren Kolkraben bis 1940 in weiten Teilen Mitteleuropas ausgerottet und haben sich danach durch nachlassende Verfolgung wieder ausgebreitet. Der Kolkrabe ist hinsichtlich der besiedelten Lebensräume sehr anpassungsfähig und bewohnt Hochgebirge, Wälder sowie offene und halboffene Landschaften aller Art von der Tundra im Norden über die mitteleuropäische Kultursteppe bis zu Halbwüsten im Süden des Verbreitungsgebietes. Mit abnehmender menschlicher Verfolgung werden zunehmend siedlungsnahe Bereiche bewohnt, so gab es in Berlin Ende der 1990er Jahre bereits mindestens 15 Brutpaare.

Die Strategien bei der Nahrungssuche sind enorm variabel, bedingt durch das sehr breite Nahrungsspektrum und die große Lernfähigkeit der Art. Die Vögel suchen ihre Nahrung überwiegend in der offenen Landschaft, über größere Entfernungen meist im Suchflug und je nach Gegebenheiten von einer Warte aus. Der Rabe geht bei Sichtweite am Strand, auf frisch umgebrochenen Äckern oder auf Müllkippen zu Fuß. Bei der Fußjagd werden potentielle Nahrungsteile mit dem Schnabel „beprobt“, Erde oder Holzstücke werden zur Seite geräumt, in lockere Erde werden schnabeltiefe Löcher gegraben. Kolkraben fliegen mit Schnecken, Nüssen und Muscheln auf und lassen sie aus großer Höhe auf harte Unterlagen fallen, um sie zu zerbrechen. Auf der Suche nach Aas reagieren Raben oft bei einer Jagd schon auf den ersten Schuss mit Annäherung, ebenso reagieren sie auf das Geheul von Wölfen, um dort Teile der Beute zu erlangen. Kolkraben halten sich gerne in Nutztierherden auf. Neben dem Futter der Rinder werden Nachgeburten und Kadaver genutzt.

Wie andere Rabenvögel spielen Kolkraben oft. Typische Spiele, vor allem mit Artgenossen, sind „Rodeln“ oder herunterrollen lassen im Schnee, auf Sanddünen oder an sonstigen glatten Strukturen, das Kopfunterhängen oder Schaukeln, letzteres gelegentlich bis zur Riesenfelge, Balancieren und Spiele mit Gegenständen.

Der Eintritt der Geschlechtsreife bei Männchen ist bisher nicht bekannt, Weibchen sind im Alter von 3 Jahren geschlechtsreif, brüten meist erst im Alter von vier Jahren. Kolkraben leben in monogamer Dauerehe, revierbesitzende Paare sind ganzjährig in den Revieren anzutreffen. Die Partner erkennen sich an der Stimme. Die Balz erfolgt in Mitteleuropa überwiegend im Spätwinter. Sie besteht aus paarweisen Flugspielen über dem Revier wie gemeinsamem Kreisen, halben Flugrollen und Wellenflügen, dabei wird oft gerufen. Zur Balz gehören weiterhin gegenseitige Gefiederpflege, Kraulen mit dem Schnabel und gegenseitiges Füttern.

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